Es ist das Musikcomeback des Jahres: Abba ist zurück.
Die Legenden des Pop aus Schweden bringen eine neue Platte raus und stehen zumindest virtuell bald wieder auf der Bühne.
Von „Dancing Queen“ bis „Mamma Mia“ – die legendäre Popgruppe Abba prägte mit ihren Hits eine Musikgeneration. 1982 trennten sich die Wege der vier Bandmitglieder sowie ehemaligen Ehepaare Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad – bis sie rund 40 Jahre später wieder gemeinsam ins Studio gingen. Am Donnerstag hatten die Spekulationen über neue Musik der Schwedinnen und Schweden ein Ende: Ja, nach vier Jahrzehnten kommt neue Musik von Abba, und ja, es werden wieder Konzerte stattfinden, wenngleich unter besonderen Bedingungen. Das müssen Sie zum Musikcomeback des Jahres wissen.
Die Ankündigung
Bei einem Comeback nach so langer Zeit und bei einer Band dieser Relevanz lässt man sich natürlich nicht lumpen. Manche würden die Ankündigung des Comebacks jedoch an der Grenze zum Größenwahn verorten. So hatten Abba via Twitter bereits im Vorfeld einen „historischen Livestream“ angekündigt, und damit die Spekulationen weiter angeheizt. Letztlich fanden sechs Pressekonferenzen rund um den Globus gleichzeitig statt: in Stockholm, Berlin, London, New York City, Sydney und Tokio. Live aus London ließen Andersson und Ulvaeus die Bombe platzen: „Wir haben ein neues Album mit Abba aufgenommen.“
Die Wiedervereinigung des Popquartetts im Studio, nachdem man Jahrzehntelang getrennte Wege gegangen war, beschrieb Andersson als harmonisch. „Es war, als wäre keine Zeit vergangen.“ Erwartungsgemäß war jedoch nicht alles ganz wie früher, das Alter merkt man den vier Schwedinnen und Schweden an: „Wir haben es so gut gemacht, wie wir es in unserem Alter konnten“, erklärte der 74-Jährige. Die Entscheidung, ein neues Album zu veröffentlichen, fiel erst im Schaffensprozess: „Erst haben wir einen Song gemacht, dann mehrere. Dann haben wir gesagt: Warum machen wir nicht ein ganzes Album?“, so Ulvaeus.
Ein Neues Abba-Album
Fans der Schweden-Kombo werden immer noch ungläubig den Kopf schütteln, aber es ist Gewissheit: Abba veröffentlicht tatsächlich ein neues Studioalbum. Allerdings müssen sich Anhängerinnen und Anhänger von Agnetha, Björn, Benny und Ani-Frid noch bis in den Spätherbst gedulden – die neue Platte wurde für den 5. November angekündigt. Sie trägt den Titel „Voyage“. Die genaue Anzahl der Songs ist noch nicht bekannt. „Sie sagen, es sei tollkühn, mehr als 40 Jahre zwischen Alben zu warten, also haben wir einen Nachfolger für ‚The Visitors‘ aufgenommen“, ließ die Band selbstironisch per Statement verlauten. Abbas letztes Album „The Visitors“ erschien im Jahr 1981.
Welche Songs gibt es bereits?
Direkt zu Beginn der Veranstaltung durften die Teilnehmenden den ersten neuen Abba-Song seit vier Dekaden hören: Denn die Pop-Legenden aus Skandinavien kündigten nicht nur das Album „Voyage“ an, sondern veröffentlichten hierzu bereits die erste Vorabsingle „I Still Have Faith In You“. Es handelt sich um eine emotionale Pop-Hymne über den titelgebenden Glauben an das Gegenüber, der über all die Jahre weiterlebt, sowie geteilte Erinnerungen. Doch der Blick geht nicht nur zurück: Abba singt auch von einem neuen Geist und davon, gerade erst begonnen zu haben.
Das zugehörige Musikvideo wird die Nostalgie vieler Fans triggern. Es zeigt alte Videos der Band ebenso wie damalige Liveaufnahmen des Konzertpublikums und Blicke hinter die Kulissen aus der Zeit vor der Auflösung.
Deutlich Schwungvoller kommt der zweite Song daher, der sich ebenfalls auf „Voyage“ finden wird. „Don‘t Shut Me Down“ handelt passenderweise von einem Neuanfang, von einem neuen Ich, das Feuer und Flamme ist, von neuer Euphorie. Zu „Don‘t Shut Me Down“ gibt es zwar kein klassisches Musikvideo, dafür können Abba-Fans mit einem Lyrics-Video schon einmal den Text üben.
Die geplante Hologrammshow
Die Abba-Mitglieder sind mittlerweile alle über 70 Jahre alt. Selbstverständlich können die vier musikalischen Senioren ihren zahlreichen Fans nicht denselben Bühnenauftritt liefern wie in den 70ern. Aber ihre jüngeren Versionen können es: In einer eigens gebauten Arena im Londoner East End sollen die virtuellen Musiker aus dem Jahr 1979 in Form einer Hologrammshow namens „Abba Voyage“ auftreten. Der Start wird für das Frühjahr 2022 erwartet. Fans erleben also nicht die angegrauten Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad, sondern das Popquartett in ihrer Blütezeit – als Avatare, die sogenannten „Abbatare“.
Unterstützung erhalten die vier Abba-Avatare hierbei von einer zehnköpfigen Liveband. Insgesamt 22 Songs, darunter zwei neue Lieder, werden in der anderthalbstündigen virtuellen Show präsentiert. Wer gehofft hat, die Schwedinnen und Schweden kämen auch in seine Nähe, wird allerdings enttäuscht: Ursprünglich war angedacht, dass Abba mit ihrem neuen Album auf Tour gehen, doch diese Idee wurde zugunsten der Hologrammshow in London verworfen.
Reaktionen auf das Abba-Comeback
Das überraschende Comeback der schwedischen Kultband sorgt weltweit für Aufsehen. „Ein emotionales, wirklich brillantes Comeback“, lobte etwa die schwedische Zeitung „Expressen“. Es gab aber auch vereinzelt kritische Stimmen.
„Die Magie ist immer noch da – mit einem bittersüßen Discobeat“, schrieb die britische „Times“. „Es klingt genau wie Abba, allerdings mit der Erfahrung eines ganzen Lebens.“ Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad hatten 1982 eigentlich nur eine Pause einlegen wollen, ohne zu ahnen, wie lange es dauern würde, bis Abba wieder zusammen im Studio stehen. „Es ist so kraftvoll, Agnetha und Anni-Frid nach 40 Jahren gemeinsam ‚I Still Have Faith In You‘ singen zu hören“, schwärmte der „Guardian“, „und das verführerische, freche ‚Don‘t Shut Me Down‘ ist sogar noch besser.“ Die Singles seien „feingeschliffen“, um Emotionen auszulösen – „es sei denn, Sie waren schon immer immun gegen Abbas Charme, dann werden diese Lieder Ihr kaltes Herz nicht erweichen“.
Weniger euphorisch bewertete hingegen die Zeitung „Telegraph“ das Comeback. „Es ist vielleicht die am meisten ersehnte Reunion der Popgeschichte, aber Abbas Comebacksingle hat was von einem Rohrkrepierer“, schrieb das Blatt. „Das Album muss deutlich besser werden, damit die Treue (der Fans) belohnt wird.“ Dass – bei aller Begeisterung – die neuen Songs nicht ganz mit großen Klassikern wie „Fernando“, „Waterloo“ oder „Dancing Queen“ mithalten kann, räumte die Zeitung „The I“ ein. „Aber die pure Freude daran, Musik zu machen, ist in beiden Songs offensichtlich, wie sie es immer war, selbst an Abbas Tiefpunkten. Abba sind wirklich zurück.“ (RND/dpa)
Wir planen natürlich ein großes ABBA-Special
Den Termin hierfür findet ihr in unserem Programmplaner